Augen auf beim Netzteil-Kauf – So findet man das perfekte Netzteil für den neuen PC

Wer nach meist wochenlanger Vorbereitungszeit endlich weiß, welche Kombination aus Mainboard, Grafikkarte, CPU und RAM im neuen Rechner verbaut werden soll, befindet sich auf der Zielgeraden und der Prozess der individuellen Zusammenstellung des PCs ist so gut wie abgeschlossen. Allzu oft fällt dann erst im letzten Moment auf, dass dem zu verbauenden Netzteil keine oder nur wenig Beachtung geschenkt wurde.

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„Nicht so schlimm, es trägt ja nicht zur Leistung des PCs bei“ ist dann ein viel gesprochener oder wenigstens gedachter Satz.

Doch ist es sinnvoll, so zu denken?

Es stimmt natürlich, dass das Netzteil nicht zur Arbeitsleistung des Rechners beiträgt: Keine Anwendung wird schneller laden und kein Game flüssiger laufen, wenn ein besonders hochwertiges oder besonders bedacht ausgewähltes Netzteil verbaut wird.

Kein Wunder also, dass dem Netzteil oft nur wenig Aufmerksamkeit bei der Zusammenstellung der Konfiguration geschenkt und nur beiläufig ein Netzteil ausgesucht wird, das „schon irgendwie passt“.

Nicht zu schwach, nicht zu stark – Gute Gründe für ein gezielt ausgewähltes PC-Netzteil

das perfekte Netzteil für den neuen PC

Vordergründig sind derlei Argumente nachvollziehbar, doch bei näherer Betrachtung stellt sich die Auswahl eines willkürlich ausgewählten Netzteils als Fehler heraus:

Nicht nur riskiert der Anwender Systeminstabilitäten, wenn ein Netzteil ausgewählt wird, dass leistungsmäßig zu klein bemessen ist und die maximal angeforderte Leistung der verbauten Komponenten nicht bedienen kann: Wenn rechenintensive Anwendungen ausgeführt werden, beispielsweise Videoschnittprogramme, Games oder 3D-Software, kann einem unterdimensionierten Netzteil schnell die Luft ausgehen. In diesen Fällen laufen nämlich CPU und/oder Grafikkarte auf Hochtouren und haben einen entsprechend hohen Stromverbrauch.

Kann das Netzteil diesen Bedarf nun nicht bedienen, verabschiedet sich der Rechner – aus vermeintlich unerklärlichen Gründen – und stürzt ab.

Zurück bleibt dann ein frustrierter Anwender, der nicht weiß, warum ihn sein Rechner stets in Situationen im Stich lässt, in denen Zuverlässigkeit gefordert war.

Doch auch ein überdimensioniertes, d.h. ein zu leistungsstarkes Netzteil ist nicht wirklich sinnvoll. Zwar wird die Gefahr von Systemabstürzen durch mangelnde Leistung umgangen, doch bei Netzteilen verhält es sich ähnlich wie bei Autos: Ein größerer „Motor“ bedeutet höhere Kosten, sowohl in der Anschaffung als auch im laufenden Betrieb. Ein 1000W Netzteil kostet typischerweise deutlich mehr als ein 500 Watt Netzteil desselben Herstellers mit ähnlicher Güte. Geld, das besser in andere Komponenten fließen kann.

Wirkungsgrad des Netzteils von großer Bedeutung

Der Grund der höheren Betriebskosten eines zu groß dimensionierten Netzteils liegt im nicht linear verlaufenden Wirkungsgrad des Netzteils. Netzteile arbeiten je nach Auslastungszustand (z.B. 10% Auslastung, 68% Auslastung oder 100% Auslastung) unterschiedlich effizient. Die Auslastung berechnet sich aus der tatsächlich abverlangten Leistung des Rechners (z.B. 140 Watt im Office-Modus) multipliziert mit der nominellen Leistung des Netzteils (z.B. 500 Watt), d.h.:

(100% / 500 W) * 140 W = 28% Auslastung

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Nun liegt die Krux darin, dass Netzteile umso ineffizienter arbeiten, je stärker sie in die „Randbereiche“ der Auslastung kommen, also entweder sehr gering oder sehr stark ausgelastet sind.

Der Wirkungsgrad, d.h. das Verhältnis von aus dem Stromnetz aufgenommener und an den PC abgegebener Leistung, ist in diesen Bereichen geringer als im mittleren Auslastungsbereich.

Bei einem (nicht unüblichen) Wirkungsgrad von ca. 75% bei 28% Auslastung bedeutet dies schlicht und ergreifend, dass zur Weitergabe von tatsächlich benötigten 140W an die PC-Komponenten rund 186 Watt aus der Steckdose gezogen werden müssen (140/0,75) und so 46 Watt reine Verlustleistung in Form von Wärmeabgabe entstehen.

Das Verhältnis verschlechtert sich natürlich weiter, je größer die nominelle Leistung des Netzteils ist und je länger am Tag der PC im Idle-Modus läuft.

Es ist also keineswegs so, dass das Netzteil nur so viel Strom verbraucht, wie die Komponenten des PCs abverlangen!

Ein passendes Netzteil zu ermitteln ist nicht schwer

Es ist demnach durchaus sinnvoll, sich mit den Implikationen eines zu groß bemessenen Netzteils auseinander zu setzen und entgegenzuwirken, denn vereinfacht gesprochen kostet ein überdimensioniertes Netzteil schlicht und ergreifend laufend Geld – von den angesprochenen Mehrausgaben bei der Anschaffung ganz zu schweigen.

Es lohnt sich daher, sich im Vorfeld über den tatsächlichen maximalen Leistungsbedarf der verbauten Komponenten zu informieren und die Einzelwerte zu summieren.

Da sich in den vergangenen Jahren sowohl CPU- als auch GPU-Hersteller sehr stark dem Thema der Energieeffizienz zugewendet haben, verbrauchen selbst Hochleistungskomponenten unter Volllast oft deutlich weniger Strom als auf den ersten Blick angenommen wird. Das führt dazu, dass Netzteile im Leistungsbereich zwischen 350-500 Watt für die meisten, selbst sehr leistungsstarken, Rechner bereits völlig ausreichend sind – häufig zu Überraschung der meisten User.

Wer keine Zeit oder Lust hat, die einzelnen Maximalstromverbräuche der verbauten Komponenten aus den Datenblättern der Hersteller zu ziehen, kann mit einem der im Netz verfügbaren Netzteil-Rechner mit wenigen Klicks den maximalen Leistungsbedarf berechnen lassen und anschließend ein geeignetes Netzteil auswählen.

Hierbei sollte unbedingt auf die sog. „80PLUS Zertifizierung“ geachtet werden, die belegt, dass der Wirkungsgrad des Netzteils ein bestimmtes Maß nicht unterschreitet und das Netzteil entsprechend effizient ist. Die Zertifizierung wird in verschiedenen Abstufungen (Bronze, Silber, Gold etc.) vergeben und ist der Quasi-Zertifizierungsstandard der Netzteilhersteller.

Mehr über die einzelnen Abstufungen der 80PLUS Zertifizierung findet man unter https://plugloadsolutions.com/