Seit etwa einem Monat ist das iPhone 12 auf dem Markt erhältlich. Bekanntermaßen wird es nicht lange dauern, bis die ersten Geräte Sturzschäden und Glasbrüche erleiden. Spätestens wenn der Akku anfängt zu schwächeln, stellt sich für viele Nutzer die Frage: Kann ich mein iPhone 12 auch selbst reparieren, um so Geld zu sparen?
Genau dieser Frage hat sich das Team der Berliner Reparatur-Experten iDoc in seiner Repair Review zum iPhone 12 gewidmet. Die Repair Review ist ein Reparierbarkeitsindex, der anhand von objektiv nachvollziehbaren Faktoren eine Aussage gibt, wie erfolgversprechend eine Smartphone-Reparatur für Hobbybastler und Technik-Fans ist. Dabei werden essentielle Punkte wie Komplexität, Erfolgsaussicht und Ersatzteilverfügbarkeit beleuchtet.
Das iPhone 12 erhält in der Repair Review insgesamt 42 von 100 möglichen Punkten. Auf den ersten Blick wirkt dies nicht gerade reparaturfreundlich. Viele Punkte büßt das Apple-Gerät ein, weil nach der Reparatur einige Software-Funktionen gesperrt werden und der Aufbau des Handys generell relativ komplex ist. Pluspunkte sammelt das neueste Apple-Modell durch eine einfach realisierbare Display- und Akkureparatur und eine gute Ersatzteilverfügbarkeit.
Welche Software-Funktionen werden durch eine Reparatur beeinträchtigt?
Reparaturwillige Apple-Nutzer kennen das Thema vermutlich: Seit dem iPhone 5s kommt es nach einer Reparatur zu Einschränkungen der Software. So blockiert Apple aus Sicherheitsgründen den Tausch des Homebuttons bzw. bei neueren Modellen den Tausch der Frontkamera, da hier Informationen zu Touch ID / Face ID gespeichert werden.
In den vergangenen Jahren sind weitere Einschränkungen hinzu gekommen. Beispielsweise wird bei einem Displaytausch bei einem iPhone 8 oder neuer die Funktion TrueTone deaktiviert. Der Bildschirm kann sich dann nicht mehr automatisch an das Umgebungslicht anpassen. Dabei spielt es keine Rolle, ob man ein Originalteil zur Verfügung hat oder einen Nachbau. Vielen Nutzern ist die Funktion zwar nicht geläufig, ärgerlich ist dieser Eingriff aber dennoch.
Mit dem iPhone 12 ist Apple noch einen Schritt weitergegangen: Zusätzlich zu den bereits bekannten Einschränkungen wird nun auch der Kameratausch beeinträchtigt. Der Ersatzteilhandel iDoc konnte durch Tests herausfinden, dass die Probleme in der Kamera-App speziell durch die Ultraweitwinkelkamera verursacht werden. Ein Tausch des Weitwinkelobjektivs wäre in der Theorie also ohne Einschränkungen möglich, ist in der Praxis allerdings von der Ersatzteilverfügbarkeit abhängig.
Lohnt sich eine Reparatur des iPhone 12 durch Privatpersonen also überhaupt?
Dass ein Wechsel der Kamera Funktionen wie den Portraitmodus beeinflusst, ist ärgerlich und nicht mit Sicherheitsbedenken zu begründen. Ein Statement seitens Apple steht noch aus.
Nichtsdestotrotz sind weitere Reparaturen am iPhone 12 immer noch durchführbar. So sind Display und Akku wie bei den Vorgängern sehr gut zu erreichen. Die beiden häufigsten Gründe für eine Reparatur in Eigenregie – ein gebrochenes Display und ein Akku mit nachlassender Leistung – können also weiterhin gut durch Privatpersonen behoben werden.
Auch einige der Software-Einschränkungen kann man umgehen: Face ID lässt sich beispielsweise erhalten, indem man Hörmuschel und Frontkamera vom Original-Display auf das Ersatzteil übernimmt.
Aktuell kostet das Beheben eines eigens verursachten Schadens bei Apple bis zu 465 €. Legt man selbst Hand an, kann man also durchaus Geld sparen. Auch die Zeit, in der man das eigene Gerät in fremde Hände geben muss, kann man sich durch eine Reparatur in Eigenregie sparen. Natürlich ist es in jedem Fall das Beste, wenn das Gerät gar nicht erst zu Bruch geht. Aber falls doch mal ein Missgeschick passiert, ist es beruhigend zu wissen, dass sich eine Reparatur auch weiterhin lohnt.